Kurzvorträge in der Black Box

Lutz Frischmann eröffnete im Namen der Mittelstands-Akademie den Abend um 18:00 Uhr und übergab das Wort an den Leiter des Internatsdorfs Burkhard Werner, der sich in zwei spannenden Kurzvorträgen der „Black Box Ausbildungsreife“ annahm.

Demnach sei die Definition der Agentur für Arbeit so weit gefasst, dass man daraus „Alles und Nichts“ ableiten könne. Höre man sich bei Betrieben um, so seien viele Unternehmen mittlerweile froh, wenn neue Auszubildende einigermaßen pünktlich und angemessen gekleidet im Betrieb erschienen und sich verständlich artikulieren könnten. Damit wäre die Ausbildungsreife mit dem Abschluss der 4. Klasse in der Grundschule erreicht, so Werner. Was hier überspitzt dargestellt wurde, spiegelt aber zumindest einen Teil der teils bitteren Realität in Ausbildungsbetrieben wider: man könne sich nicht sicher sein, welches Bildungsniveau hinter einer Bewerbung stecke, weil es zu viele verschiedene Bezeichnungen und Schularten in den Bundesländern gäbe.

Passt das Bildungsniveau?

Dem Wunsch nach einem einheitlichen Bewertungsmaßstab schlossen sich viele der anwesenden Unternehmer an. Burkhard Werner betonte dabei immer wieder, dass die Schülerinnen und Schüler nicht dafür verantwortlich wären und, zumindest in Haubinda, eine ganz tolle Jugend heranwachse.

Neben dem reinen Bildungsniveau ging Burkhard Werner auch auf weiche Faktoren ein. Schule kann nicht nicht erziehen. Kinder verbringen heute die meiste Zeit in der Schule, nicht selten in einer 40 Stundenwoche. Dass die Schule hierbei keinen Beitrag zur Erziehung leiste, ist schlicht unmöglich. Die Werte, die in der Schule vorgelebt würden, prägen auch die Kinder und Jugendlichen.

In der folgenden Diskussion wurde von Unternehmerseite nochmals unterstrichen, dass es ein großes Problem für Wohnortwechsel wäre, wenn die Kinder dann aufgrund unterschiedlicher Schulformen Nachteile bekommen. Aus der Schülerschaft wird insbesondere die unzureichende Vermittlung von Alltagswissen bemängelt.

Der zweite Kurzvortrag wurde von Sven Lindig, Lindig Fördertechnik aus Eisenach, gehalten und drehte sich um die Mitarbeiterführung und Integration von Auszubildenden im Unternehmen. Sven Lindig bekräftigte dabei, dass alte Generationen seit Jahrtausenden über die Jüngeren schimpften. Dies sei also keineswegs ein Phänomen der aktuell Heranwachsenden. In seinem Unternehmen würden neue Azubis direkt ins Team eingebunden und, das sei besonders wichtig, mit sinnstiftenden Aufgaben betreut.

Sven Lindig erzählte von der Umorganisation seines Unternehmens, weg von isolierten Abteilungen hin zu interdisziplinären Teams. Er wolle damit Prozesse besser abbilden und die Kreativität im Unternehmen fördern. Kreativität sei ohnehin das Alleinstellungsmerkmal des Menschen gegenüber der fortschreitenden Automatisierung. Sven Lindig beschrieb in einem kurzweiligen Vortrag weiter die Notwendigkeit nachfolgenden Generationen Verantwortung zu übergeben und Perspektiven aufzuzeigen. Er lobte dafür das Format, da Kinder und Jugendliche so direkten Zugang zu Unternehmen aus der Region erhalten und die Möglichkeiten einer beruflichen Zukunft in der Heimat entdecken können.

Nach den Vorträgen ging es zum Abendessen. Während eines leckeren Menüs regionaler Spezialitäten kamen Unternehmer, Schüler, Lehrer und Angestellte des Internatsdorfs ins Gespräch. Die Sitzordnung wurde extra dafür ausgelegt und trug so ihren Teil zum regen Austausch bei.

Am Ende waren sich alle Beteiligten über die Wichtigkeit eines solchen Formats zum Kennenlernen und Austauschen einig.