Bieberstein: Von der Realschule zum Oberstufeninternat
Bieberstein hat sich innerhalb von zwei Jahren zu einem zweiten Zuhause entwickelt. Den Übergang von einer bayerischen Realschule zum Hessischen Oberstufen-Gymnasium habe ich mir damals nicht so einfach vorgestellt, wie es tatsächlich ist. Mit der Teilnahme an E-International wurden die Bedingungen durch das ständige Reisen zwar etwas erschwert, sind aber dennoch zu bewältigen.
In der Realschule lag der Fokus auf dem Auswendiglernen und dies in den Schulaufgaben wiederzugeben, jedoch hatte das Verstehen des durchgenommenen Schulstoffes eine geringere Bedeutung. In der gymnasialen Oberstufe hingegen sind Transferaufgaben und damit Verständnis ebenso gefragt wie das reine Auswendiglernen. Hiermit habe ich mich schwer getan, da ein Schüler in der Mittelstufe die Themen für die unangekündigten Stegreifaufgaben immer nur kurz im Kopf behalten musste. Im Gegensatz dazu, werden in Bieberstein in allen Fächern Klausuren geschrieben, die angekündigt werden. Das hessische Schulsystem ist im Vergleich zum bayerischen zwar eine Erleichterung, aber dennoch anspruchsvoll, da neben schriftlichen Leistungen konstante mündliche Mitarbeit gefordert ist. Entspanntes Zurücklehnen ist in der Oberstufe nicht mehr die Norm. Man lernt hier den Stoff nicht nur, um ihn wiedergeben zu können, sondern so, dass man damit wirklich arbeiten kann.
Die Digitalisierung ist in Bieberstein eine große Hilfe. Wir arbeiten mit Apple TV und iPads, über Digitalforen sind die Übungsmaterialien und die Kommunikation mit den Lehrern immer verfügbar. Für den Unterricht reichen iPad und Apple-Pencil völlig aus, kein Blätterchaos und keine schweren Büchertaschen mehr. Zusätzlich können die iPads übrigens auch privat genutzt werden.
Das Verhältnis mit den Lehrern auf Bieberstein ist sehr persönlich, man spricht sich nicht per Sie sondern mit Du an, was die tägliche Zusammenarbeit sehr erleichtert. Lediglich Herr Meister, unser Schul- und Internatsleiter lässt sich mit der Sie-Form ansprechen. Der erleichterte Umgang miteinander schafft ein total anderes Unterrichtsklima als damals in der Realschule. Man lernt leichter und ist motivierter aktiv teilzunehmen, da man zum jeweiligen Fach jemanden hat, mit dem man praktisch zusammenlebt und somit eine Beziehung zueinander hat. Man sieht die Lehrer bei Freizeitbeschäftigungen, beim Essen und sonst wo. Es ist nicht wie in der Realschule, dass man die Lehrer nur die Unterrichtslänge im jeweiligen Fach sieht und dabei absolut keine Beziehung zu ihnen hat. In Bieberstein spielt man mit dem Geschichtslehrer abends Badminton, mit dem Politiklehrer organisiert man Feiern und mit dem Sozialpädagogen spielt man Fußball. Man verbindet die Lehrer mit Emotionen außerhalb des Schulalltags und baut ein besonderes Verhältnis zu ihnen auf.
Der Wechsel von Realschule zum Gymnasium wurde durch die genannten Aspekte erleichtert. Dennoch ist es anspruchsvoll, besonders wegen der Corona-Pandemie und des Lockdowns. Auf Bieberstein wird der Unterricht aufrecht gehalten. Nur im ersten Lockdown wurde der Schulbetrieb phasenweise für einige Wochen ausgesetzt, da alle Schüler mit iPads ausgestattet und so mit allen Lehrern vernetzt sind, wodurch die Umstellung für alle dementsprechend leichtfiel. Nachdem die Schule im Mai wieder begann, glänzte Bieberstein mit einem vom Gesundheitsamt akzeptierten Hygienekonzept und konnte so den Schulbetrieb stets aufrecht erhalten. Hinsichtlich des Abiturs sind die Schüler um einiges besser vorbereitet als alle anderen im ganzen Land, da sie immer Lehrer hatten, die ihnen zur Seite standen.
Maximilian Baier