Das Studien- und Berufsorientierungsprogramm am Birklehof sieht in der Kursstufe für die Q1 ein Berufsorientierungsseminar vor. In diesem Jahr kooperierten wir mit der Naturtalent-Stiftung, mit deren „Talentschmiede“-Seminar wir bereits gute Erfahrungen haben machen können. Dank großzügiger Förderungen war es möglich, das Seminar für unsere Schülerinnen und Schüler günstig anzubieten, für das sie als Selbstzahler mindestens 249,- Euro hätten zahlen müssen.

Zur Vorbereitung mussten die Jugendlichen mehrere Online-Tests der Institute Gallup und Ikobe (Institut für Kompetenz und Begabung) absolvieren. Am 17. Novemberwurden die Testergebnisse dann im Rahmen eines ganztägigen Seminars am Birklehof gemeinsam ausgewertet, bearbeitet und zusammengefügt. Dazu waren drei Referentinnen der Naturtalent-Stiftung, sogenannte Naturtalent-Mentorinnen, an den Birklehof gereist und arbeiteten mit Schülerinnen und Schülerin drei Gruppen mit je acht oder neun Teilnehmenden.

Ein wichtiges Ziel des Schülerseminars war es, das Bewusstsein zu schaffen, dass Talent nicht mit einem guten Notendurchschnitt gleichzusetzen ist: Deshalb wurde mit jeder Schülerin, mit jedem Schüler ein individuelles Stärkenprofil entwickelt, das in den Vordergrund stellt, welche Talente und Stärken sie/ihn einzigartig machen. Bestimmte Talente wie zum Beispiel Einfühlungsvermögen und Kreativität haben in den schulischen Haupt- und Nebenfächern wie in der Notengebung oft wenig Bedeutung, Dabei spielen gerade diese sozialen und kreativen Talente im späteren Berufsleben eine große Rolle.

Nachdem die Schülerinnen und Schüler so etwas Klarheit über sich und ihr Potential gewonnen hatten, ging es daran, systematisch nach Berufen und Studiengängen zu suchen, die gut zu ihrer Persönlichkeit passen. Mit der Unterstützung der speziell ausgebildeten Naturtalent-Mentorinnen wurden drei bis fünf zur jeweiligen Persönlichkeitsstruktur passende Ausbildungs-, Studien- oder Berufsvorschläge erarbeitet.

Andrea Schwenniger, eine der drei Naturtalent-Mentorinnen, ist aus Rheinland-Pfalz an den Birklehof gekommen. Dort ist sie im Hauptberuf Integrationsdozentin in Deutschkursen und Spanisch-Lehrerin an eine Hochbegabtenschule für Grundschüler. „Der größte Erfolg für mich ist, wenn die Schülerin oder der Schüler sagt: Das hat mir etwas gebracht, das kann ich meinen Mitschüler:innen weiterempfehlen“, sagt sie über ihre Erfolgskriterien.

Für die Schülerinnen und Schüler sollte es nicht darum gehen, sich passend zu machen, sondern umgekehrt, den Beruf zu wählen, der zum eigenen Leben passt. Daher sei es notwendig, gerade für die leisen Talente, dass sie sich ihrer Einzigartigkeit bewusst würden und ihre Verschiedenheit und Diversität herausarbeiteten. Zum Abschluss gab es dazu einen Test: Jede/Jeder musste sich anonym in einem kurzen Text beschreiben, der wurde von jemand anderem aus der Gruppe vorgelesen, und die Gruppe musste nun raten, wer sich dort beschrieben hat. Alle Teilenehmenden konnten anhand der Selbstbeschreibung von den anderen erkannt werden.

In der Reflexion einige Tage später zogen die Schülerinnen und Schüler der Q1 ein positives Fazit: „Ich habe meine eigenen Stärken besser kennengelernt und gelernt, wie ich sie einsetzen kann. Auch der Austausch und die Zusammenarbeit in der Gruppe hat mir viel gebracht.“ „Ich habe in der Talentschmiede viele Vorschläge für Berufe und Studiengänge bekommen.“ „Durch den Strengths Finder (Online-Test) habe ich ein Bewusstsein für meine Stärken bekommen und kann sie nun bewusster einsetzen.“ „Durch die Talenteschmiede habe ich mehr Sicherheit bezüglich meiner bisherigen Entscheidung und einen klareren Überblick über meine eigenen Stärken erhalten.“

Doch auch wenn die Schülerinnen und Schüler nach dem Seminar ihre Berufs-, Studien- oder Ausbildungsziele nun klarer im Blick haben, plädiert Andrea Schwenniger dafür, weiter offen zu bleiben. „Korrigiert immer wieder euren Kurs“, appelliert sie an die Schülerinnen und Schüler. „Zurrt nicht jetzt für 40 Jahre euer Leben fest. Erkennt erst mal, was eure Ziele sein könnten.“ Denn es geht nicht nur darum, den richtigen Beruf zu ergreifen, sondern darum, sich ein Stück weit sich selbst zu erkennen.

Fotos & Text: Wolfgang Finke