St.  Peter-Ording: Fiona Hömske (17) packt gerade ihren Koffer, bevor es nach etwa 2,5 Jahren am Nordsee-Internat (nsi) zurück in die Heimat und eine ganz neue Zukunft geht. An diesem letzten Tag wollten wir noch einmal von ihr wissen, wie sie ihre Zeit hier an der Nordsee erlebt hat.

Fiona, wann bist du ans Nordsee-Internat gekommen und wie war der Anfang für dich?

Ich bin im November 2019 ans nsi gekommen. Am Anfang war ich nicht besonders happy mit der Situation und konnte mich mit der Entscheidung, ins Internat zu gehen, nicht anfreunden. Das erste halbe Jahr war sehr schlimm für mich, weil ich hier nicht sein wollte. Ich hatte viel Heimweh und habe die meiste Zeit in meinem Zimmer verbracht, mich quasi dort verkrochen.

Was hat sich dann geändert?

Kurz vor den Sommerferien wurde es besser. Ich war da einfach offener und habe den Anschluss gefunden. Ich habe neue Freundschaften geschlossen und so dann auch meine beste Freundin am nsi kennengelernt. Obwohl sie nach ihrem Abschluss das nsi verlassen hat, sind wir immer noch viel in Kontakt und hören und sehen uns regelmäßig. Sie hatte ihr Zimmer direkt gegenüber von meinem, und wir haben alles zusammen gemacht. Das hat wirklich viel verändert.

Fiona und Gesa sind beste Freundinnen am nsi geworden.

Was war der Grund für die Entscheidung ins Internat zu gehen?

Bei mir wurde im September 2013 Diabetes mellitus Typ 1 festgestellt. Irgendwann sind wir zu Hause damit nicht mehr zurechtgekommen. Es gab viel Streit wegen dem Diabetes. Ich hatte damals einfach keine Lust, mich damit zu beschäftigen, es war kein Interesse da. Meine Mama sorgte sich immer sehr darum, dass ich meine Werte messen solle. Das führte zu viel Stress und Konflikten zwischen uns. Als Jugendliche hat man nur wenig Verständnis für die Problematik und Wichtigkeit, die diese Diagnose mit sich bringt. Und dann bekamen wir die Empfehlung von der Jugendhilfe, sich das Nordsee-Internat anzuschauen.

Wie geht es dir seitdem mit dem Diabetes?

Es läuft jetzt viel besser. Viel strukturierter. Hier im nsi gibt es ganz klare Abläufe, wie feste Messzeiten, feste Essenszeiten. Diese Struktur hat sehr zur Verbesserung beigetragen. Und man ist nicht alleine mit seinem Problem. Mein HbA1c Wert lag bei etwa 10 als ich hergekommen bin. Jetzt nach 2,5 Jahren liegt er bei 8,7. Für mich ist das ein großer Schritt. Ich bin nun auch vom Pen auf die Pumpe umgestiegen und bekomme hoffentlich auch bald meinen Sensor. Das erleichtert den Umgang mit dem Diabetes schon sehr. Auch die Ärztin sagt, dass ich auf einem guten Weg bin. Ich fühle mich durch die Zeit im nsi sicherer im Umgang mit meinem Diabetes und weiß nun, wie wichtig es ist, und dass ich gut damit leben kann. Auch körperlich ist das spürbar – ich bin jetzt viel fitter und habe mehr Energie, ich bin nicht mehr so träge. Das gefällt mir.

Wie hat sich die Stimmung zu Hause verändert?

Ich bin viel selbständiger geworden. Das hat auch meine Mama gemerkt. Sie fragt mich nicht mehr ständig, ob ich gemessen habe, sondern hat großes Vertrauen in mich, dass ich den Umgang mit meinem Diabetes gut hinbekomme. Das hat unser Verhältnis stark verbessert.

Wie geht es nun für dich weiter?

Ich habe letztes Jahr im Sommer 2021 meinen Abschluss gemacht und im August ein Praktikum in der Tierpflege im Westküstenpark begonnen. Das konnte ich dann als Einstiegsqualifizierungsjahr bis heute als Tierpflegerin fortführen und weiterhin im nsi wohnen. Für mich war das die perfekte Gelegenheit herauszufinden, wie es nun weitergehen soll. Und was soll ich sagen … ich liebe diesen Beruf, und es hat mir im Westküstenpark richtig gut gefallen – ein tolles und sehr familiäres Team. Am Anfang war ich mir unsicher, ob dieser Beruf wirklich zu mir passt. Aber jetzt bin ich mir ganz klar, dass ich das auch als Ausbildung machen möchte. Nächstes Jahr dann hoffentlich bei Hagenbeck in Hamburg. Meine Bewerbung schicke ich im Mai raus. Deshalb steht der Umzug in die Heimat nun auch an. Es ist schon verrückt zurückzublicken – am Anfang wollte ich gar nicht hier sein und habe dann noch um fast 1 Jahr verlängert nach meinem Abschluss.

Wir wünschen Dir viel Erfolg bei deinem weiteren Werdegang, Fiona!

Mehr Informationen zum Leben mit Diabetes am Nordsee-Internat unter

https://www.nordsee-internat.de/gesundheit/diabetes