Immer wieder schauen auch Jungs gerne in der Nähgilde vorbei und lassen sich ihre Hosen flicken oder einen Knopf wieder annähen. Gezahlt wird in Naturalien mit Gummibärchen und Schokolade. Schon bald kamen Anfragen von außen, ob die Roßlebener Nähmädels auch mal etwas für andere nähen würden. So entstand bereits Anfang November, mit Beginn des Lockdown Light, die Idee, die nun coronabedingten Wochenenden im Internat zu nutzen und schöne Dinge herzustellen, um diese für einen guten Zweck gegen eine Spende zu veräußern. Unter der nun eigenen kleinen Internatsfirma „Nähen mit Herz“ werden fleißig Produkte hergestellt und verkauft. Gemeinsam haben die Kinder entschieden, dass sie mit einem Teil des Erlöses den HerzCaspar e.V. unterstützen möchten.

Inzwischen haben sich viele der Mädchen eigene Nähmaschinen gewünscht. Das hat gerade jetzt in der Coronazeit sehr geholfen. Die Gruppe wurde nach Altersstufen geteilt, die Abstände zwischen den Tischen vergrößert und jedes Kind arbeitet an seinem festen Platz, regelmäßiges Lüften und Desinfizieren ist für alle inzwischen selbstverständlich.

„In mancher Hinsicht ist Corona auch eine Chance. Durch das intensive Zusammenleben über viele Wochen ohne Heimreise entsteht viel Kreativität und die Internatskinder wachsen noch einmal ganz anders zusammen“, sagt Constanze von Laer, die als Bildungscoach im Internat das Projekt „Nähen mit Herz“ leitet. Obwohl bis auf die Abschlussklassen für alle anderen Jahrgänge der Unterricht im Internat nur in digitaler Form stattfinden darf und es somit den Kindern freigestellt ist, zu Hause oder im Internat zu sein, sind fast alle Schüler lieber in Roßleben. Das Zusammensein mit den Freunden, das gemeinsame Lernen, die Unterstützung durch die Tutoren, die Möglichkeit in den festen Kohorten sowohl Teamsport wie auch Gilden besuchen zu können, ist eindeutig besser, als alleine zu Hause im SocialDistancing zu leben.

HerzCaspare.V. unterstützt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit langen oder kurzen Krankenhausaufenthalten indem sie von ihren Alltagssorgen abgelenkt und ihnen die Langeweile genommen werden sollen. Dazu werden sogenannte HerzCaspar Buddys ausgebildet. So haben die Roßlebener Internatskinder bereits eine weitere Idee, sich in einer Sozialen Gilde ebenfalls zu HerzCaspar e.V. Buddys schulen zu lassen, um dann jungen Menschen im Krankenhaus eine Freude zu machen – aber das sicherlich erst nach Corona.