„ Das Altbirkle ist für den Schwarzwald, was das Münster für Freiburg ist. “

Roland Schöttle, Geschäftsführer von Naturpark Südschwarzwald und Gründungsmitglied von Bauwerk Schwarzwald

Feier mit Landtagsabgeordnetem, Landrat und Bürgermeister

Schulleiter Henrik Fass begrüßte als Vertreter der Schule Birklehof die Gäste bei bestem Wetter im Freien auf der Tennenzufahrt. Bürgermeister Josef Haberstroh (Breitnau), Landtagsabgeordneter Reinhold Pix, Landrat Dr. Martin Kistler, Projektentwickler Willi Sutter von der Sutter 3 Gmbh & Co KG, Zimmermann Oswald Ganter sowie Senatorin a.D. Alexandra Dinges-Dierig, Vorsitzende des Trägervereins, für den Eigentümer des Altbirkle sprachen Grußworte. Pfarrerin Ulrike Bruinings spendet anschließend den kirchlichen Segen. Die Veranstaltung wurde moderiert von dem bekannten Breitnauer Kabarettisten Martin Wangler, für musikalische Beiträge sorgte die Trachtenkapelle Breitnau. Mit Getränken und Schwarzwald-Spezialitäten wurden die Gäste verpflegt.

Nach der Einweihung konnten interessierte Besucherinnen und Besucher den sanierten Altbirklehof besichtigen. Mit Abstand und Maske erkundeten sie den historischen Schwarzwaldhof. Für viele der Gäste − vor allem für die Altschülerinnen und Altschüler, für ehemalige Lehrende und Mitarbeitende wie für Angehörige der Familie Picht − war es eine sehr persönliche und emotionale Begegnung mit einem wichtigen Ort der eigenen Lebensgeschichte.

In den öffentlich zugänglichen Räumen Stube und Rauchküche wurden die ersten Programmbeiträge von der Künstlervereinigung „Kosmos Schwarzwald“ präsentiert: die Ausstellung „Lost Places“ der Fotografin Jasmin Seidel sowie Werke des Malers Wolfram Paul. Vor dem Altbirkle gab Architekt und Bauleiter Christian Schwär von der Sutter 3 GmbH & Co KG eine ausführliche Einführung zum Altbirklehof, seiner Baugeschichte und der Sanierung.

Stimmen zur Eröffnung des Altbirkle

Henrik Fass, Leiter der Schule Birklehof, hob die Bedeutung des Altbirkle für die Schule wie für die Region hervor: „Der Altbirklehof ist Namensgeber und Urzelle des Internats und Gymnasium Birklehof. Über Jahrzehnte hat er das Leben der Schülerinnen und Schüler auf dem Birklehof geprägt. Hier haben bedeutende Persönlichkeiten gelebt wie der Pädagoge und Religionsphilosoph Georg Picht, Schulleiter von 1946 bis 1955, und seine Frau Edith Picht-Axenfeld, Pianistin und Mitgründerin der Freiburger Hochschule für Musik.“

Den Titel „weltmeisterlich“ vergab der Bürgermeister Josef Haberstroh für die Sanierung des Altbirkle: „Bisher sind wir in Breitnau mit einigen Weltmeistern im Wintersport gesegnet. Wenn es eine Weltmeisterschaft für die Restaurierung historischer Gebäude gäbe, würde ich Ihnen heute die Goldmedaille überreichen.“ Stattdessen übergab er als Geschenk für den Bauerngarten einen Rosenstock einer alten englischen Rosensorte, deren Ursprünge ähnlich weit zurückreichen wie die des Altbirkle.

Peter Rothemund, der ehrenamtliche Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, betont in seiner Grußbotschaft, das Projekt Altbirkle verkörpere, was die Stiftung seit ihrer Gründung im Jahr 1985 fördern will: die besondere Verbindung zwischen den Menschen und ihren Denkmalen. Menschen haben sich zusammengetan, um dieses herausragende Kulturdenkmal zu retten. Hierfür brauche es viel Mut. Es sei eine große Herausforderung, diesen aus dem 16. Jahrhundert stammenden Hof einer zeitgemäßen Zweckbestimmung zuzuführen und gleichzeitig viel von seinem ursprünglichen Charakter zu erhalten.

Der Waldshuter Landrat Martin Kistler war als Vorsitzende des LEADER-Aktionsgruppe Südschwarzwald mitverantwortlich für die Vergabe der Fördermittel des LEADER-Programms der Europäischen Union zur Stärkung und Weiterentwicklung ländlicher Räume. Er unterstrich den großen Gewinn für die Region: „Dieses Projekt wirkt mehrfach: Einer der ältesten Schwarzwaldhöfe wurde nicht nur erhalten, sondern in Teilen auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das stärkt die Schwarzwälder Baukultur und den Tourismus. Und es gibt ein neues kulturelles Angebot, das medial auf der Höhe der Zeit ist. Insgesamt ein tolles Projekt, das wir sehr gerne mit LEADER-Mitteln unterstützen.“

Christian Schwär, Architekt und Bauleiter der Fa. Sutter KG, hat die Sanierung des Altbirklehofs von der Planung bis zur Fertigstellung begleitet: „Die Sanierung des Altbirkle war ein hoch spannendes wie herausforderndes Projekt. Der prägende Moment kam gleich zu Anfang: In der Genehmigungsphase macht man ein Bestandsaufmaß und plant damit am PC das Projekt, die Wandaufbauten, Decken, Leitungen und vieles mehr, spricht dann die Planung mit der Genehmigungsbehörde ab und hofft, nicht mehr viel ändern zu müssen.

Nach Beginn der Baustelle am Altbirkle, nach dem Rückbau, mussten wir hingegen die Ausführungsplanung komplett revidieren. Räume waren auf einmal viel kleiner oder viel größer, hatten andere Balken oder Tragsysteme. Das war zunächst ein schwieriger Moment. Ich habe dann entschieden, sämtliche Bemaßungen aus den Plänen zu löschen und die Pläne nur noch als groben Leitfaden zu nutzen. Dieser Weg hat sehr viel Ungewissheit mit sich gebracht und erforderte Handwerker mit sehr viel Erfahrung. Und das hieß auch: Jeden Tag mit den Handwerkern gemeinsam hunderte kleine Entscheidungen fällen. Viele Lösungen sind dann auf der Baustelle im Team entstanden, ich war dabei weniger Bauleiter als Koordinator, der die Interessen des Denkmalamtes, der Schule Birklehof, der Fachplaner und der Handwerker bündelt mit dem Blick auf das Gesamtprojekt.

Mit der Sanierung des Altbirkle haben wir eine Verbindung von Alt und Neu realisieren können. Man spürt hier nicht nur in der historischen Stube, sondern an jeder Stelle, an den schiefen Wänden, an der heimeligen Atmosphäre, dass man sich in einem alten Schwarzwaldhof befindet. Und gleichzeitig verfügen wir hier über W-LAN, Fußbodenheizung und Sanitärbereiche auf dem neuesten Stand, die das Gebäude zusammen mit einer neuen Nutzung weiterleben lassen − vielleicht die nächsten 470 Jahre, in denen es dann immer wieder für andere Nutzung angepasst wird.“

Die Sanierung des Kulturdenkmals Altbirkle

Der Altbirklehof – kurz „das Altbirkle“ – wurde 1550 erbaut und ist der drittälteste noch erhaltene Schwarzwaldhof. Das Baudenkmal liegt im Herzen des weitläufigen Geländes des Internats Birklehof oberhalb des Höllentals auf der ehemaligen Gemarkung Steig, heute Breitnau. Das mehrfach umgebaute, renovierte und erweiterte Gebäude konnte seit einigen Jahren nicht mehr genutzt werden. Im Zuge der Sanierung wurden in den Anbauten sowie in dem ehemaligen Ökonomieteil zwei Familienwohnungen sowie Wohnräume für zwölf Jugendliche errichtet.

Mit Mitteln aus dem LEADER-Programm der EU wurde die Sanierung und Wiederbelebung der denkmalgeschützten historischen Stube, der zweistöckigen, geschlossenen Rauchküche und die Wiederherstellung des historischen Bauerngartens gefördert. Sie wurden in ihrem für den Schwarzwald typischen Zustand aufgearbeitet und bleiben so als Orte der Bewahrung von Schwarzwälder Kultur erhalten.

Der Finanzierungsplan sah vor, dass von der Schule Birklehof e. V. über Förderprogramme etwa 15 % der Sanierungskosten von aktuell geschätzten zwei Millionen Euro eingeworben werden. Etwas über 50 % der Investition werden aus über viele Jahre angesparten Eigenmitteln des Vereins bestritten, die Differenz wird über Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert.

Das Landesamt für Denkmalpflege hat die Sanierung des Altbirkle für förderungswürdig befunden. So hat das Projekt neben der LEADER-Förderung aus Mitteln der Denkmalpflege des Landes 125.160 Euro, seitens des „Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum“ des Landes Baden-Württemberg 40.000 Euro sowie aus den Mitteln der Denkmalstiftung Baden-Württemberg 100.000 Euro erhalten. Über 110.000 Euro wurden von privaten Förderern – zum Großteil Altschüler des Birklehofs – gespendet.

Jens-Arne Buttkereit, Geschäftsführer der Schule  Birklehof zu den Kosten des Projekts: „Das Sanierungsprojekt konnte im Wesentlichen im Budget umgesetzt werden – geringe Kostensteigerungen konnten durch eine etwas höhere Förderung aufgefangen werden, sodass der Kapitaleinsatz des Vereins der ursprünglichen Planung entspricht. Insgesamt gelang es dank großzügiger Unterstützung von Spendern und aus verschiedenen staatlichen Fördertöpfen, diese Großsanierung in etwa zu den Kosten eines Neubaus vergleichbarer Nutzung umzusetzen.“

Handwerkerteam aus der Region

Begeistert ist Geschäftsführer Jens-Arne Buttkereit auch von der Arbeit der Handwerker: „Glücklicherweise dürfen wir als gemeinnütziger Verein beschränkt ausschreiben und konnten so auf erfahrene lokale Partnerunternehmen und deren handwerkliches Wissen zurückgreifen: Immer wieder kam es im Denkmal zu unerwarteten Herausforderungen und es war beeindruckend, wie die Hochschwarzwälder Handwerker stets kreative und passende Lösungen gefunden haben.“

Nach Jahren des Leerstandes wurde der Altbirklehof in den letzten eineinhalb Jahren nach Plänen des Projektentwicklers Willi Sutter kernsaniert. Die Sanierung wurde von 24 Handwerksbetrieben und Spezialisten für historische Bauwerke aus der Region realisiert.