Seit dem Schuljahr 2019/2020 wird das Team im Lietz Internat Hohenwehrda durch Saskia Fitzky als „Fachkraft für Tiergestützte Interventionen“ mit ihren beiden Königspudel-Hündinnen Marla (schwarz) und Winnie (braun) unterstützt. Marla, sechs Jahre alt, ist ein ausgebildeter Therapiebegleithund und Winnie, ein Jahr alt, befindet sich aktuell noch in der Ausbildung.

Tiere haben auf Menschen eine ganz besondere Wirkung. Jeder Mensch assoziiert etwas mit Tieren. Manchmal sind es gute Erfahrungen, die Freude, Wärme oder Sicherheit empfinden lassen, oder auch schlechte Erfahrungen, die zum Beispiel Angst, Skepsis und Zurückhaltung hervorrufen können.

Ein Tier kann Erinnerungen wecken oder ein Ansporn sein, einen Menschen mit Stolz erfüllen oder Mut machen. Tiere und Natur erhalten heutzutage, in einer Welt die immer digitalisierter wird, einen ganz neuen Stellenwert. Tiergestützte Intervention kann hier ansetzen, um mit Tieren aber auch über Tiere, eine neue Möglichkeit der Kontaktaufnahme und neue Wege in dem Umgang mit Adressaten zu finden.

Tiergestützte Intervention bietet einen Aspekt in der Arbeit mit Menschen, der seit einigen Jahren immer präsenter wird.

Tiergestützte Intervention bietet eine Bandbreite an Unterstützung und Möglichkeiten, die unter anderem durch das Zusammenspiel von Biophilie, Bindungstheorie, Du-Evidenz und Spiegelneuronen ihren Adressaten erreichen können und so die Grundlage zu einer funktionierenden Mensch-Tier-Beziehung bilden.

  • Biophilie oder auch „die Liebe zum Lebendigen“. Menschen haben sich in ihrer Entwicklung über Jahrtausende immer mit der Umwelt zusammen entwickelt. So lässt sich nicht nur eine Verbundenheit mit der Natur erklären, sondern auch der Bezug zu anderen Lebewesen.
  • Tiere können durch die Du-Evidenz zu einem Partner werden und zu einem Freund mit Namen und Charakter. So werden sie für Menschen individuell, bekommen Rechte und haben Bedürfnisse, denen man gerecht werden will. So kann man auch bei Tieren Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Empathie und Lernfähigkeit nachweisen. In Filmen gibt es zahlreiche Beispiele für Du-Evidenz. So ist der Delfin „Flipper“ ein echter Familienfreund, genauso wie die Hündin „Lassie“ und der Affe „Charly“.
  • Spiegelneuronen bilden die Grundlage dafür, dass Menschen etwas nachahmen, die Absicht von anderen erkennen und sich in ein anderes Lebewesen hineinversetzen können. Spiegelneuronen werden spontan aktiv und sind nicht auf den Verstand eines Menschen angewiesen.
  • Bindungsverhalten ist ein Verhalten des Menschen, die Nähe eines anderen Menschen zu suchen, der häufig sogar als kompetenter erscheint. Verstärkt wird dieses Verhalten vor allem in Momenten gezeigt, in denen das Bedürfnis nach Zuwendung am höchsten ist, zum Beispiel bei Angst, Krankheit oder Müdigkeit. Das Gefühl der Geborgenheit kann dadurch entstehen, dass man sich auf eine einfühlsame Beziehungsperson verlassen kann. Mit diesem Menschen im Hintergrund lassen sich auch schwierige Situationen meistern und es kann im Zweifel dort um Unterstützung gebeten werden. Diese Art von Bindung lässt sich auch auf ein Tier übertragen. Hierbei kann das Tier sowohl die sichere Basis als auch ein Vermittler und Türöffner zu neuen Bindungsversuchen mit Menschen sein.


Die Wirkungseffekte der Tiergestützten Intervention sind vielseitig und der Fokus liegt in unterschiedlichen Bereichen der Sozialen Arbeit auf unterschiedlichen Schwerpunkten. Trotzdem lassen sich viele Wirkfaktoren übertragen und so auch in der Pädagogik umsetzen.

  • Überwindung sozialer Isolation – Tiere werden als Gesprächsgrundlage genutzt. Über Tiere kann man ins Gespräch kommen. Sie bringen Menschen mit dem gleichen Interesse zusammen und unabhängig davon, ob das Tier anwesend ist oder nicht, bietet es eine Vielzahl an Möglichkeiten ins Gespräch zu kommen.
  • Stärkung des Selbstwertes – Im Umgang mit dem Tier geht es um Versorgung und Pflege, die vom Menschen für das Tier geleistet wird. Der Mensch erfüllt hier einen Nutzen.
  • Nähe und Körperkontakt – Vor allem in sozialen Einrichtungen sind Nähe und besonders Körperkontakt zu Klienten nicht erwünscht. Jeder Mensch hat seine Individualdistanz. Das Bedürfnis nach Nähe steht hier meist im Hintergrund. Tiere bieten die Möglichkeit, einen Körperkontakt und Nähe zuzulassen und das Bedürfnis nach Berührung zu stillen. Einige Tierarten werden gerne gestreichelt und mögen die Nähe zum Menschen.
  • Angstabbau – Ängste können sich abbauen oder sogar komplett auflösen durch die Anwesenheit eines Tieres. Durch die Konzentration auf das Tier ist der Fokus verschoben und die Angst rückt in den Hintergrund. Zusätzlich wirkt das Fell sowie die Körperwärme und die regelmäßige Atmung eines ruhigen Tieres beruhigend auf den Menschen.
  • Fokusverschiebung – Der Fokus des Klienten liegt nicht mehr auf der „Schwäche“ die er mitbringt, sondern auf dem Versuch, die Aufgabe für das Tier zu erfüllen.
  • Motivation – Etwas für jemand anderen, und besonders für ein Tier, zu machen bringt eine höhere Motivation hervor als für sich selbst. Besonders wenn die Notwendigkeit der Übung nicht gesehen wird, wird sie trotzdem für das Tier erfüllt.