Eine Win-win-Strategie, auch als Doppelsieg-Strategie bekannt, hat das Ziel, dass alle Beteiligten und Betroffenen einen Nutzen erzielen. Jeder Verhandlungspartner respektiert auch seinen Gegenüber und versucht, dessen Interessen ausreichend zu berücksichtigen, so lautet die Definition beim Internetportal  Wikipedia. Und genau diese Situation gibt es mit dem neuen Dorfladen „Schul-Konsum“, der offiziell in Westhausen seine Pforten öffnete. Die beiden Partner sind das Lietz Internatsdorf Haubinda und die Gemeinde Westhausen.

Nach Schließung des Dorfladens gab es keine Einkaufsmöglichkeit mehr

Nach der Schließung des Konsums vor zwei Jahren, war eine wichtige Einrichtung in der Gemeinde verloren gegangen – nicht nur eine Einkaufsmöglichkeit, sondern zugleich ein Treffpunkt zum Austausch von sozialen Kontakten und Informationen rund um das Geschehen im Ort, der 600-Seelen-Gemeinde. Dem Unternehmergeist von Burkhard Werner, Internats- und Schulleiter in Haubinda und  Bürgermeister Ulf Neundorf war es zu verdanken, dass die beiden Visionäre die Idee entwickelten, in einer gemeinsamen Aktion den Lebensmittelpunkt der Gemeinde mit einem neuen Ladengeschäft – unter Federführung der Hermann-Lietz-Schule  – auferstehen zu lassen.

Die Gemeinde stellte als Mieter die Räumlichkeiten zur Verfügung und die Mitarbeiter des Internatsdorfes unter Leitung von Manuel Both begannen mit den Renovierungsmaßnahmen, hauchten dem  ehemaligen Konsum mit viel Energie, handwerklichem Geschick und zahlreichen Einsatzstunden innerhalb eines halben Jahres neues Leben ein.

Während für die Dorfgemeinschaft nun wieder eine Einkaufsmöglichkeit und ein zentraler Treffpunkt besteht, haben die Schüler des Internatsdorfes die Möglichkeit, unternehmerische  Fähigkeiten nicht am Computer im Planspiel mit Mausklick zu üben, sondern in der Realität anzuwenden: kalkulieren und planen, organisieren und improvisieren sowie Kundenfreundlichkeit, Zuverlässigkeit, Engagement und Unternehmergeist zu trainieren, um erfolgreich als Unternehmen zu bestehen. Eine besondere Herausforderung für die Schüler und Schülerinnen der Fachoberschule und des Beruflichen Gymnasiums –  getreu dem Motto: Learning by doing.

Pfarrer, Landrat und Bürgermeister kamen zur Eröffnung des Schul-Konsums

Dass die Auferstehung des neuen Ladens unter einem guten Stern steht, dafür sorgte Pfarrer Johannes Heinze, der bei der Eröffnung die Räumlichkeiten segnete. Zuvor hatten die weltlichen Vertreter das Wort. Landrat Thomas Müller lobte den Mut und Weitblick der Initiatoren, die mit dem Projekt einen großen Beitrag und sozialen Dienst für die Dorfgemeinschaft leisten – und er wünschte sich Nachahmer. Bürgermeister Ulf Neundorf lobte das Engagement der Hermann-Lietz-Schule Haubinda, die nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber in der Region ist, sondern auch immer wieder die umliegenden Gemeinden mit ihren Aktivitäten bereichert.

Internats- und Schulleiter Burkhard Werner letztendlich bedankte sich für die zahlreiche Unterstützung von kommunaler Seite und  zahlreichen Partnerunternehmungen und Handwerksbetrieben. Gleichzeitig lobte er das außerordentliche Engagement seiner Mitarbeiter aus dem Handwerksbereich, die über das normale Maß hinaus großen Einsatz gezeigt haben, um das Projekt zeitnah fertigzustellen.

Schul-Konsum verfügt über umfangreiches Sortiment vom Alaska-Seelachsfilet bis zu Zitronen

Gleichzeitig rührte der „Unternehmer“ kräftig die Werbetrommel für das reichhaltige Sortiment, das über die Edeka-Gruppe ständig ergänzt wird und von den gängigen Lebensmitteln, Molkereiprodukten, frischem Obst und Gemüse  über Tiefkühlkost, Fleisch und Wurstwaren bis hin zu Backwaren,  Getränken und Zeitschriften keine Wünsche offen lässt. Eine gemütliche Plauderecke lädt zudem zum Verweilen und Gedankenaustausch ein. Und für die nahe Zukunft ist auch ein Lieferservice geplant, der von den Schülern des Internatsdorfes mitgetragen wird.

Text und Fotos: Volker Kilgus